Salman Ansari Menschen · Natur · Leben · Literatur · Musik

8Feb/10Off

Kinderfragen

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Kindern Zeit geben können

Wenn die Lehrenden selber Klarheit über ihre Vorgehensweisen und
die Sache, die besprochen bzw. untersucht werden soll, besitzen,
werden die Kinder das Gefühl haben, dass ihnen genügend Zeit zur
Verfügung steht. Ausgangspunkt kann ein Phänomen, eine Geschichte
oder eine Frage sein, die die Kinder ermuntert, Forschungsaufgaben
zu formulieren und ihre praktische Durchführung
zu besprechen. Das Lernziel ist durch die Initiation von Neugierde
und rege Anteilnahme der Kinder an die Fragestellung gegeben. Die
Lehrenden können die Vorschläge, Fragen usw. der Kinder bündeln
und die nächsten Schritte mit ihnen gemeinsam planen. Zeit geben
heißt auch, sich nicht an einem bestimmten, vorgefassten Muster
festhalten, sondern für Lernbedingungen zu sorgen, die den Bedürfnissen
der Kinder, selbständig zu handeln förderlich sind. Zeitgeben
heißt Kindern dabei helfen, sich neue Kompetenzen anzueignen.
Ein Beispiel zum oben Gesagten:
Die Lehrerin oder der Lehrer hat sich mit dem Thema Heimatvögel
befasst. Sie/ Er hat ausreichend Material (Bücher, Bilder, Lexika,
Internet usw.) über eine bestimmte Vogelart beschafft. Nehmen wir
an, es handelt sich um einen Graureiher. Die Lehrerin berichtet nun
folgendes Ereignis:
Kinder entdeckten unweit von einer Dorfstraße einen Graureiher. Er
hatte sich hinter einem Busch versteckt. Da es ein Sonntag war und
ein Tierarzt nicht leicht erreicht werden konnte, haben die Kinder ihn
zu Dritt in ein Tuch gepackt und ihn zu einem Tierheim gebracht.

Dort wurde er am nächsten Tag von einem Tierarzt untersucht, der
dann feststellte, dass der Vogel sich nicht verletzt hatte und auch
nicht krank war.
Hier kann der Einstieg mit einer Frage erfolgen: Wieso ließ sich der
Vogel gefangen nehmen, was war mit ihm denn los, wo er doch nicht
verletzt war?
Die Kinder werden vielleicht von ähnlichen Erfahrungen berichten
und vielleicht auch diese Vogelart kennen lernen wollen (Größe,
Farbe, Gewohnheiten usw.). Dann wird man der Frage nachgehen,
wieso der Vogel nicht mehr fliegen konnte. Daneben werden möglicherweise
eine Reihe von weiteren Fragen auftauchen, z. B:

  • Was macht man mit einem verletzen oder erschöpften Vogel?
  • Wie und wo holt man sich Rat, Hilfe usw.?
  • Darf man das Tier anfassen? Wenn nein, warum nicht?
  • Darf man dem Tier Futter und Trinkwasser geben?
  • Hatte sich das Tier „verlaufen?“
  • Können Tiere ihr Revier verlassen und nicht mehr dorthin zurückfinden?
  • War das Tier erschöpft, weil es keine Nahrung mehr bekommen hatte?
  • Kann die Nahrung in einem Revier zu Ende gehen oder auf einmal nicht mehr zugänglich sein?

Die Lehrerin oder der Lehrer wird all dies mit Geduld aufnehmen,
bündeln und für weitere Forschungsaufgaben strukturieren. Sie wird
also nicht mit ihrem Wissen und ihrer Vorerfahrung vorpreschen
bzw. ein vordeterminiertes Lernziel gradlinig erreichen wollen. Es
wird also darum gehen, eine Lernatmosphäre zu erreichen, die
Kinder ermutigt, eigene Vorstellungen zu artikulieren, Theorien zu
bilden und nach Erklärungen zu suchen.

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